📓 Ilona Stuetz
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🔍 Notizen und Recherche

the Post-it library on intersectionality


tldr

Mit dem Projekt soll die persönliche Literaturrecherche, sowie die Aubereitung selbiger, leicht öffentlich zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, dass die Literatursammlung ebenfalls vervollständigt werden kann, um so eine kollektive Sammlung zum Themenkomplex Diversität/Intersektionalität/Technik/Bias/soziale Ungleichheiten zu haben, die vor allem nicht nur die Perspektive einer Mehrheitsgesellschaft abbildet. Die Form der Aubereitung soll dabei nicht einer lienaren Auflistung entsprechen, sondern einer Clusterung entglang der X und Y Achse basierend auf "guten Nachbarschaften". Zum aktuellen Zeitpunkt - gegeben durch zeitliche Resourcen - ist nur das allgemeine Literaturverzeichnis gegliedert nach Publikationsform online.

(Hier geht zum Longread der Projektbeschreibung und Methode.)

Notizen und Links zu Zettelkasten - analog und digital-

Longread

Persönlicher Zugang zur Literaturrecherche und Arbeit mit Literatur

Dem Schreiben der Diplomarbeit 2020 ging ein langer Prozess der Literaturrecherche voraus. Über ein Jahr hinweg sammelte ich dazu - mehr aus Zufall und Interesse getrieben - unterschiedlichste Fachliteratur. Zwar wusste ich (noch) nicht, zu welchem Zweck ich sie las, dennoch hatte ich das dringende Bedürfnis, während des Lesens Notizen in die Bücher zu machen, um zu einem späteren Zeitpunkt sofort wieder diesen oder jenen Gedanken oder Sachverhalt aufgreifen zu können. Dabei fällt es mir sehr schwer, Notizen und Markierungen direkt in Bücher zu machen. Soweit besitze ich genau ein Buch, bei dem es sich “richtig” anfühlte, mit dem Bleistift Textpassagen zu markieren (Rebecca Solnit. Wenn Männer mir die Welt erklären.). Stattdessen nahm ich kleine Haftnotizen, auf die ich in Stichworten die jeweilige Kernaussage auf der Seite festhielt. Zusätzlich habe ich mit “Lesezeichen-Haftnotizen”/Pagemarker Lesezeichen gesetzt, um so Bücher schnell nach bestimmten Seiten und Informationen durchsuchen zu können. Als sich im Laufe der Zeit herauskristallisierte, dass zwischen den einzelnen Büchern an sehr unterschiedlichen Stellen Querverbindungen herzustellen sind, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, diese festzuhalten. Da ich persönlich ein visueller Lerntyp bin und es mir auch leichter fällt, Texte ausgedruckt oder in Form von analogen Büchern zu lesen, da es mir so möglich ist, mir besser zu merken, in welchem Abschnitt des Buches (aufgrund der haptischen Information) etwas steht, wusste ich, dass ich eine Form finden musste, die Verbindungen zwischen den Literaturquellen zu visualisieren anstatt sie etwa nur in einem fortlaufenden Dokument festzuhalten. Dazu schrieb ich zu allen kleinen Haftnotizen, die bereits in den Büchern klebten, korrespondierende Haftnotizen, auf denen nochmals in Stichworten die Information zusammengefasst war und auf welcher Seite, in welchem Buch die Information zu finden ist. Für die Bücher erstellt ich ein Index, um mit Kürzeln arbeiten zu können, anstatt jedes mal den gesamten Titel ausschreiben zu müssen. Erst war es noch möglich, das eher zufällig zu vergeben, doch mit der fortlaufenden Menge der Quellen legte ich zusätzlich ein Verzeichnis auf Plakat an, um sie schnell abgleichen zu können. Darüber hinaus sind einige wenige Quellen tatsächlich nur digital vorhanden, diese hielt ich ebenso im Überblicksindex fest, um schnell zu erfassen, wo ich nach der jeweiligen Information suchen musste. Die größeren Haftnotizen, welche die kleinen in den Büchern klebenden Notizen widerspiegelten, wurden auf großen Papierbögen zu entsprechenden Oberthemen geclustert. Zu Beginn des Clusterns war für mich dabei noch nicht absehbar wie die Struktur der Diplomarbeit aussehen sollte. Ich ließ mich rein von der vorliegenden Literatur und den Schwerpunkten, die sich daraus ableiten ließen, leiten. Während ich in der ersten Phase dieses Prozesses einen Arbeitsablauf hatte, bei dem ich die jeweilige Literatur las, Notizen in zweierlei Ausfertigung machte und diese anschließend clusterte, gab es mit März 2020 einen Bruch. Nach einer längeren Arbeitspause begann ich vor allem Literatur zu lesen und Notizen zu machen, stapelte die Notizen nur noch mit der Absicht, das Clustern “später” zu vorzunehmen. Rückblickend ergeben sich aus diesem Vorgehen klare Vor- und Nachteile. Der Vorteil war, dass es möglich war, die Aufteilung der Plakatpapiere und den jeweils notwendigen Platz für einzelnen Schwerpunkte besser planen zu können und sicherzustellen, dass alle Themen die in näherem Zusammenhang standen, auch in einer gewissen räumlichen Nähe zu haben. Ein klarer Nachteil war, dass die Menge der Notizen erheblich war und der gesamte Prozess, auch wenn es “nur” ein Sortieren und Aufkleben der Notizen war, mehrere Tage dauerte und doch auch unerwartet anstrengend war, da es am Ende nicht “nur” ein stupides Abarbeiten war, sondern immer wieder aufs Neue Prozesse der Vernetzung in mir anregte. Das Ergebnis dieser Strategie, mit Literatur umzugehen, ist eine Art Kartografie von Wissen.

Kartografie von Wissen aus persönlicher Sicht

Das Wissen, das ich aus Büchern gesammelt und hier fortlaufend festgehalten habe, brachte ich von einer chronologischen Form in eine asynchrone räumliche Form. Anstatt die Bücher, wie in einem Bücherregal, ordentlich sortiert vor sich aufgestellt zu haben, ermöglicht die räumliche Positionierung einzelner Fragmente einen Zugang, der vergleichbar ist mit einer Wanderkarte. Die einzelnen Themenschwerpunkte sind die Sehenswürdigkeiten oder Ziele, die angesteuert werden können und die einzelnen Haftnotizen sind die Wegbeschreibungen dorthin, um den Weg leichter zu finden. Die Haftnotizen mit den Verweisen auf die einzelnen Bücher mit den jeweiligen Seitenangaben und in weiterer Folge die kleinen Notizen in den Büchern, sind der asphaltierte, barrierefreie Weg zum Ziel, während das Wissen, dass zu den einzelnen Themen sicher etwas in einem der Bücher im Bücherregal steht, der beschwerliche Weg durch Wald, Wiesen und Dickicht wäre, den man sich jedes Mal wieder freimachen muss, indem man Buch nach Buch durchsucht. Die Überthemen (Landmarks) markierte ich mit blauen und pinken Haftnotizen, während die Verweise auf die Literatur auf gelben Haftnotizen geschrieben sind. Das Aufkleben ermöglichte mir neben dem Herausarbeiten wie ich zu einem bestimmten Überthema komme und auch, wie ich von einem Thema zum nächsten gelangen kann. Gerade im Vergleich und durch das Sammeln vieler unterschiedlicher Literaturquellen wird gut sichtbar, wie vielfältig der Zugang zu einzelnen Bereichen sein kann. Der Vorteil an Techniken wie Mindmaps, Clustern oder Kartografien des Wissens ist, dass man nicht darauf fixiert ist, fortlaufend zu arbeiten oder zu schreiben. Bei digitalen Formen ist es natürlich immer noch möglich, Passagen zu einem späteren Zeitpunkt einzufügen, dennoch ist man insofern beschränkt, dass es nur ein “unten” und “oben” gibt und die Möglichkeit auch links und rechts Verknüpfungen sichtbar zu machen, nicht gegeben ist. Es ist eine gewisse Statik und Eindimensionalität festgelegt. Beim Arbeiten mit physischem Material ist es auch möglich, mehrer Papiere übereinander zu kleben, wenn sich diese total ähneln oder wiederholen.

Workflow

Für das Schreiben der Diplomarbeit hat sich durch das Clustern die Gliederung der Arbeit ergeben, da plötzlich ersichtlich wurde, wie die Teilaspekte aufeinander bauten und wo Schwerpunkte liegen. Die Plakatpapiere und Papierbahnen brachte ich an Wänden, Türen und Schränke an und sie dienten während des Schreibens immer wieder als Referenzpunkte. Durch die Veranlagung, mir räumliche Positionen sehr gut merken zu können, ohne sie beschreiben zu können, war es möglich, an den jeweiligen Punkten während des Schreibens zu wissen, auf welchem Plakat die Haftnotizen in etwa zu einem jeweiligen Unterpunkt zu finden sind. Die Aufarbeitung der Literatur in dieser Weise ermöglichte mir, dass das Schreiben der Diplomarbeit im Wesentlichen ein Abarbeiten und Abschreiben der jeweiligen Notizen oder der entsprechenden Originalzitate war. Nur fallweise brauchte es noch ein weiteres Nachlesen oder erneutes Lesen von Textpassagen. Doch auch das wurde mir durch die Form meiner Aufbereitung erleichtert, da sehr klar visuell markiert ist, wo entsprechende Textteile zu finden sind. Der Vorteil der Plakate ist außerdem, dass das Anbringen an verschiedenen Wänden eine erneute Form des Clusterns ermöglicht. Zudem bringt es im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in den Schreibprozess. Um einzelne Informationen zu suchen, ist es nötig aufzustehen. Dies ist ein weiterer Aspekt, der meiner präferierten Arbeitsweise entspricht. Weitere Möglichkeiten Eine weitere Möglichkeit, die sich bei der Arbeit mit einer solchen Form der Kartografie bietet, wäre die zusätzliche Verbindung einzelner Felder. Sei es durch Linien, die aufgezeichnet werden oder Fäden, die mit Klebeband fixiert werden. Abhängig von der jeweiligen Größe, ist die Aufzeichnung mehr oder weniger mobil. Fotos von Teilabschnitten kann hier eine Abhilfe bieten. Nächste Schritte Vieles, das ich für die Diplomarbeit gelesen habe, floss nicht oder nur in ganz kleinen Teilen in die Arbeit ein. Da ich die meisten der angeführten Bücher selber besitze und es sozusagen eine Dokumentation meiner persönlichen Bibliothek ist, möchte ich die Notizen und Kartografien in irgendeiner Weise “nach-nutzbar” machen. Es wäre meines Erachtens widersprüchlich, diese Arbeit nach Abschluss der Diplomarbeit zu verwerfen zumal ich die Absicht habe, mich weiter hin mit den Themen zu befassen, sei es aktivistisch für Feminismus, Intersektionalität und Chancengleichheit im Bezug auf Bildung und Digitalisierung oder auch beruflich. Des weiteren würde ich diese Form der Wissensaufbereitung auch gerne anderen Menschen, im Sinn von OER116, zugänglich machen. Natürlich kann man sich das Literaturverzeichnis nehmen und daraus ableiten, welche Bücher oder Texte für die eigene Recherche oder Arbeit relevant sind. Da ich zumindest für die Literatur die ich gelesen habe sehr viel mehr Vorarbeit geleistet habe, möchte ich diese auch gerne teilen. Es ist natürlich unverzichtbar, selber die entsprechenden Textpassagen oder Bücher zu lesen, möglicherweise hilft es aber doch dabei, Literatur schon spezifischer auswählen zu können.

Digitales Archiv

Die Plakate zu fotografieren ist in meinen Augen nur eine Form der Dokumentation, jedoch keine Form der nachhaltigen Nachnutzbarmachung. Die Stärke der analogen Kartografie ist es, dass sie schnell absuchbar ist. Das ist bei einem Foto nicht gegeben. Zudem ist das Schriftbild unterschiedlich gut lesbar und man müsste unterschiedlich weit in die Bilder zoomen. Die Plakate können außerdem nicht auf einem Foto abgebildet werden. Es bräuchte also viele Bilder pro Themenbereich, was wiederum die eigentliche Struktur und Logik der Clusterung aufbrechen würde. Die einzige Form einer 1:1 Digitalisierung wäre, wenn man den Raum, in dem die Plakate an den Wänden angebracht sind, abscannen würde und man sich mittels einer VR-Brille durch die virtuelle Abbildung des realen Raumes bewegen könnte. Dies wäre auch der einzig mögliche Weg, um alle Eigenschaften der Arbeitsweise und Abläufe zu transformieren, beziehungsweise abzubilden. Da diese Technik zum aktuellen Zeitpunkt noch sehr aufwändig ist und sie in der Nutzung all jene Menschen, die keine entsprechende Hard- und Software besitzen ausschließt, braucht es eine andere Form der Aufbereitung. In der Umsetzung am einfachsten wäre ein fortlaufendes Dokument, in welchem die Überthemen angeführt werden und entsprechend die Unterthemen/Notizen und dazu die jeweiligen Verweise auf die Literatur, in Form der jeweiligen Literaturangabe. Diese Form der Aufbereitung würde die Kartographie ebenfalls aufbrechen, aber zumindest im Gegensatz zu der Variante mit den Fotos würde man keine zusätzlichen Unterbrechungen und Brüche haben, die eine Art der Abgeschlossenheit suggerieren können. Eine Schwierigkeit besteht auf jeden Fall darin, die Kategorisierung nicht zu feingliedrig und damit unübersichtlich zu machen. Es wird vermutlich vorteilhaft sein, die Notizen zu kürzen und eher nochmals zusammenzufassen. Also nicht für jede Buchseite, was in der analogen Form einer Haftnotiz entspricht, einen Eintrag, sondern eine etwas gröbere Gliederung.

Digitales Karteikartensystem

Eine Möglichkeit, die noch etwas näher an der Kartographie ist, wäre eine Art digitale Karteikartensystem zu machen, sodass für jede Haftnotiz eine Karteikarte angelegt wird und für die Überthemen jeweils “Trennkarten”. Auch dieses System hätte wiederum, - ähnlich den Büchern in ihrer ursprünglichen Form- einen linearen Charakter, auch wenn die Reihenfolge austauschbar ist.

Digitale Kartographie

Eine Form der Digitalisierung, die am ehesten die ursprünglichen Charakteristika übernimmt, ist eine Mischform aus dem digitalen Karteikartensystem und dem Anlegen einer digitalen Karte. Zwar gibt es verschiedene Tools, mit denen auch Haftnotizen imitiert werden können, um damit die Cluster nachzubauen, doch auch hier - ähnlich wie bei den Fotos - würde es eher schnell unübersichtlich werden und es wäre kaum möglich, einerseits alles zu sehen und gleichzeitig schnell die Informationen zu erfassen. Diese Aufarbeitung wäre vermutlich mit viel Zoomen und Scrollen verbunden. Um den grundsätzlichen Charakter der Kartographie des Wissens, also der gelesenen Literatur aufzugreifen, könnte eine interaktive Karte angelegt werden, auf der nur die Überthemen oder Sammelbegriffe (die rosa und blauen Haftnotizen) verzeichnet sind. Diese könnten wiederum so angeordnet werden, dass ersichtlich ist, wie sich die jeweiligen Themengebiete zueinander verhalten. Wäre diese Karte interaktiv, könnte man auf die jeweiligen Themen klicken, um zu den dahinter liegenden gesammelten Ressourcen zu gelangen. Diese könnten wiederum in einer Art Liste aufgearbeitet sein, wobei jeweils nur die Unterthemen sichtbar sind und erst durch einen Klick auf das jeweilige Themenfeld auch die Literaturquellen sichtbar werden, als Art Drop-Down-Feld. So könnte einerseits der Überblick über alle Informationen gegeben sein, ohne dass es gleichzeitig durch ein Zuviel an Informationen, die man erst benötigt, wenn man sich entschieden hat, etwas zu einem Thema wissen zu wollen, zu unübersichtlich wird. Diese Form der Umsetzung ist auf jeden Fall ambitioniert, übersteigt jedoch zum aktuellen Zeitpunkt sowohl meine zeitlichenMöglichkeiten, als auch meine Fertigkeiten. Vermutlich werde ich mich für eine andere Form der Umsetzung entscheiden - grundsätzlich verwerfen möchte ich die Idee jedoch nicht.

Status Quo - Öffentliches einfaches Archiv

Zum aktuellen Zeitpunkt ist die gesamte Literatur unter https://ilona.neocities.org/buechertisch. html aufgelistet. Die nähere Kartographierung und Kategorisierung fand in dieser Form der Aufbereitung nicht statt. Es ist lediglich sortiert nach Publikationsformen.

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